Die Borkenkäfer, die Fichte und die Monokultur

Mehrere Fichten im Wald mit abfallender Rinde
Redaktion

2017 ist die Fichte der Baum des Jahres und steht im Fokus. Doch noch aus einem anderen Grund, wird die Fichte in diesem Jahr in vielen Nachrichten auftauchen. 2017 sind die Borkenkäfer enorm aktiv und verursachen erhebliche Schäden in Fichtenbeständen. Dass die kleinen Käfer schnell große Schäden verursachen und den Waldbesitzern und Förstern viele Sorgen bereiten, hat viele Gründe. Ein zentraler Punkt liegt in der Geschichte der Waldnutzung, ein anderer Umstand der die Käfer begünstigt, wird die Zukunft prägen.

Der Borkenkäfer und die Fichte

Gegen einen kleinen Befall mit Borkenkäfern wehrt sich ein gesunder Baum erfolgreich. Er produziert verstärkt Baumharz und verhindert, dass die Käfer durch die Rinde eindringen. Bei geschwächten Bäume oder zu vielen Eindringlingen funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht mehr. Das gefährliche aller Borkenkäferarten ist, dass sie unter der Rinde ihre Eier ablegen. Die schlüpfenden Larven fressen die wichtigsten Schichten des Baumstammes unter der Rinde und zerstören die Lebensadern des Baumes. Ist der Saftfluss in die Krone vollständig zerstört, ist der Baum nicht mehr zu retten.

Buchdrucker und Kupferstecher

Aus den hunderten Borkenkäferarten sind es zwei, die für die Fichte gefährlich sind: Buchdrucker (Ips typographus) und Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) . Der Buchdrucker ist mit einem Körpermaß von vier bis sechs Millimetern der größere der beiden Käfer. Der Kupferstecher ist mit zwei Millimetern Größe kaum sichtbar. Neben der Größe lassen sich die beiden Käferarten auch gut am Bild der Brut- und Fraßgänge unter der Rinde unterscheiden. Beim Kupferstecher laufen die Gänge sternförmig von der Mitte weg. Beim Buchdrucker ist das Bild durch einen länglichen zentralen Gang, von dem mehrere Seitenarme abgehen, geprägt.

Auch der Nordische Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus) gehört mittlerweile zu den Borkenkäferarten, die die Wissenschaft in Deutschland beobachtet. Der Buchdrucker sorgt weiterhin für die großen Schäden, aber der Schadanteil durch den Nordischen Fichtenborkenkäfer nimmt zu. Die optischen Unterschiede zwischen beiden Arten sind minimal und nur mit einer Lupe zu finden.

Warum sind die kleinen Käfer gefährlich?

Die Käfer werden erst durch drei besondere Faktoren so gefährlich, dass Buchdrucker und Kupferstecher zu den aktuell gefürchtetsten Forstschädlingen zählen. Zunächst ist da die Eigenschaft der Borkenkäfer sich unter günstigen klimatischen Bedingungen schnell massenhaft zu vermehren. Von der Eiablage bis zum Ausschwärmen der neuen Generation dauert es lediglich sechs bis zehn Wochen. Aus einem einzigen Käferpaar können sich binnen eines Jahres bis zu 100.000 Nachkommen entwickeln.

Für diese starke Zunahme benötigen Borkenkäfer gute klimatische Bedingungen, damit mehrere Generationen pro Jahr sich vermehren. Der Flug der Käfer zu einem neuen Brutbaum beginnt ab 17 Grad. Bei Temperaturen über 22/23 Grad fühlen sich Buchdrucker und Kupferstecher richtig wohl. Ein milder Herbst und ein trockenes warmes Frühjahr begünstigen, dass sich die Populationen schnell vergrößern. Ein paar lange, warme oder heiße Wochen  schwächen die Bäume und verbessern die Situation für Buchdrucker und Kupferstecher. Wetterphasen, die durch den Klimawandel in den nächsten Jahren zunehmen.

Zuletzt fördert ebenfalls die Geschichte unserer Wälder die Entwicklung der Borkenkäfer. Die nach den Plünderungen im Mittelalter und in Zeiten von Holznot und Kriegen angelegten Fichtenmonokulturen bieten den Käfer viele Brutbäume auf kurzen Wegen. Ohne eine regelmäßige Kontrolle durch Waldbesitzer und Forstbehörden sind in Käferjahren schnell ganze Bestände befallen und sterben ab. Aber nicht nur Waldbesitzer sind aufgefordert ihre Wälder regelmäßig auf Borkenkäfer zu kontrollieren, auch Garten- und Baumbesitzer sollten ihre Fichten überprüfen.

Maßnahmen gegen den Borkenkäfer

Damit sich Borkenkäfer nicht verbreiten, ist es wichtig, dass Waldbesitzer und Förster betroffene Bäume frühzeitig erkennen. Noch bevor die Käfer ausfliegen, werden die Bäume gefällt und aus der Gefahrenzone transportiert. Denn auch aus den gefällten Bäumen fliegen die Käfer aus. Die Strecke die ein Borkenkäfer im Flug überwindet, beträgt bis zu 600 Meter. Oft entrinden die Waldarbeiter gefällte Käferbäume und verbrennen die Rinde. Sie unterbinden damit, dass sich die Larven unter der Rinde zu Käfern weiterentwickeln.

Wald aus verschiedenen Baumarten
Mischwälder ersetzen die Monokultur. – Redaktion

Durch steigende Temperaturen und zunehmende Trockenphasen stehen die heimischen Fichten stärker unter Druck. Da sie auf vielen Waldstandorten nicht typisch vorkommen, steigt das Stresslevel der Bäume. Mit dem Klimawandel hat es der Borkenkäfer damit noch leichter. Der beste Weg, große Schäden zu vermieden, sind an den Klimawandel angepasste Mischwälder. Das bedeutet keinen kompletten Verzicht auf die Fichte, aber im Wald der Zukunft stehen Laub- und Nadelbäume in gemischten Anteilen dicht nebeneinander. Auch werden weiterhin Fichten durch den Borkenkäfer befallen, aber es fällt ihnen schwerer, sich auszubreiten. Zudem bedeutet der Ausfall einer Baumart im Mischwald nicht den Verlust des ganzen Bestandes.

Der Autor: Jan Böhm

Quellen:

Bildquellen:

  • R. Petercord, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-WürttembergFVA
  • F. Stahl, Bayerische Landesanstalt für Wald und ForstwirtschaftLWF

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3 Kommentare
  1. Dieter Richter

    Müssen vom Borkenkäfer befallene Bäume dem Forstamt gemeldet werden? Oder kann privat Bäume gefällt und vernichtet werden?

    1. Baumpflegeportal

      Hallo Herr Richter,
      Borkenkäferbefall auf privatem Waldgebiet muss an sich nicht gemeldet werden (in Österreich ist es Pflicht, Borkenkäferbefall zu melden). Dennoch ist es ratsam, denn die Forstverwaltung weiß dann genau, wo Befalls-Nester sind und kann entsprechende Vorkehrungen treffen. Ist der Befall nah am Nachbarwald, sollten Sie den Befall unbedingt melden, damit der Waldbesitzer des nahen Waldes besonders gut auf die angrenzenden Bäume achtet. Ist Ihr eigener Wald betroffen, sollten Sie die Bäume schnellst möglich fällen und entrinden, damit die Käfer sich nicht weiter im liegenden oder stehenden Holz vermehren. Die Tiere benötigen die Rinde, unter der die Larven heranreifen. Mein Tipp: Wenden Sie sich an ihr zuständiges Forstamt, sobald Sie einen Käferbefall entdecken. Damit gehen Sie auf Nummer sicher und der zuständige Förster behält den Überblick.

  2. Pingback: Warum wir den Wald aufforsten – Stiftung Naturfreunde
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