Zunächst Entwicklung abwarten
Es gibt wie meist bei solchen Fragen keine eindeutig richtige oder falsche Antwort. Es gibt aber Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungsansätze. Vorweg möchte ich anmerken, dass es immer hilfreich ist, wenn bei Fragen auch Bildmaterial mitgeschickt wird. So kann schon manche Überlegung konkreter angestellt werden. Offene Fragen sind in diesem Fall: Wie groß ist der Stammdurchmesser an der Abbruchstelle, wo setzen die drei neuen Triebe an? Wie alt und hoch ist der Baum?
Im ersten Moment scheint es klar, dass es sicherlich schöner und ästhetischer wäre, einem einzigen Trieb klar den Vorzug zu geben und ihn durch das Entfernen der Konkurrenztriebe zu fördern. Ohne die reale Sachlage genau zu kennen, empfehle ich diese Maßnahme jedoch nicht. Meine Empfehlung aus der Ferne ist, zunächst nichts zu unternehmen und die Entwicklung abzuwarten.
Abschottung des Schadens
Denn erst einmal helfen die drei Neutriebe dem Baum an der Abbruchstelle, auf den Schaden zu reagieren. Eine Fäule im Stamm kann zwar nicht mehr „repariert“ und verhindert werden, aber die jungen grünen Triebe und Nadeln produzieren Assimilate, das heißt alle möglichen Pflanzenbaustoffe. Das Dickenwachstum wird gefördert, interne Schutzzonen werden gebildet (Abschottung). Bei kleinem Schaden kann die Schadstelle im besten Fall vom Dickenzuwachs und Wundgewebe „überwachsen“ und umschlossen werden (fehlender Sauerstoff verlangsamt den Fäuleprozess). Bei größerem Durchmesser an der Bruchstelle, helfen die Neutriebe mit, die Wundränder zu versorgen und das Dickenwachstum der neuen Jahrringe zu fördern. Ein Baum kann nicht reparieren, aber er kann dem Schaden davon wachsen. Meist gelingt es Bäumen, den Neuzuwachs, das heißt die neu angelegten Jahrringe, vor der Fäule zu schützen (Abschottung).
Selbstregulierung des Baumes
In vielen Fällen regelt es sich innerhalb weniger Jahre von selbst, welcher der drei neuen Triebe die Führung übernimmt. Am Ende setzt sich ein Trieb durch und nicht selten bleiben die restlichen scheinbaren Konkurrenten so weit zurück, dass man sie durchaus auch als willkommene Seitenäste des Hauptstämmlings betrachten kann. Das zeigt sich in den nächsten zwei bis drei Jahren.
Wenn Sie sich zu früh auf eine Spitze festlegen, haben Sie vielleicht die falsche Wahl getroffen und einen weniger vitalen Ast ausgewählt. Und wenn Sie noch mehr Pech haben, wird der verbliebene Ast durch einen Vogel oder den Wind wieder abgebrochen.
Sofern Sie Zeit und Lust haben, können Sie durch Stäbe und Anbinden die Dominanz Ihrer favorisierten Spitze und den geraden Wuchshabitus des Baumes unterstützen.
Mehrere Spitzen
Sollten die drei neuen Spitzen nach zwei oder drei Jahren doch Konkurrenten bleiben, so haben Sie die Wahl: Sie können der Natur ihren freien Lauf lassen oder Sie entscheiden sich für eine Solospitze. Neben der ästhetischen Frage, die subjektiv jeder für sich selbst beantworten sollte, gibt es jedoch auch klare Argumente dafür, aktiv die Wahl für eine Solospitze zu treffen. Denn bei mehreren konkurrierenden Stämmlingen verkahlen diese mit zunehmendem Alter im Inneren. Da die Äste an einer Faulstelle sitzen und die Stammanbindung der neuen Stämmlinge dadurch stark gemindert sein kann, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass einer der neuen Stämmlinge erneut ausbricht und die kahlen Seiten der verbliebenen Stämmlinge freilegt. Das sieht sicherlich nicht sehr schön aus. Zudem bieten die verbliebenen Stämmlinge dem Wind eine gefährliche Angriffsfläche und sind ihrerseits dadurch stärker ausbruchgefährdet.
Mein Tipp: Abwarten und Solospitze später auswählen
Wenn sich nach zwei bis drei Jahren zeigt, dass die neuen Triebspitzen doch parallel wachsen und sich gegenseitig den Rang streitig machen, wählen Sie eine aus Ihrer Sicht dominante oder günstige Spitze aus. Setzen Sie die anderen Triebe in der Hierarchie durch Ableitungen auf hintere Astabschnitte zurück. Eventuell kann auch der ein oder andere Stämmling ganz entfernt werden. Die Entscheidung hängt von der tatsächlichen Situation ab. Weil es so viele unterschiedliche Entwicklungen geben kann, ist es kaum möglich, hier alles in der Theorie zu diskutieren. Oft reicht jedoch der gesunde Menschenverstand, um eine passable Vorgehensweise zu wählen. Wer sich diese Entscheidung nicht selbst zutraut, kann einen professionellen Baumpfleger zu Rate ziehen.
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