Baumrecht

Nachbar fordert Einkürzung von Fichten: Was tun?

Zwei Fichten überragen eine Hecke
Redaktion

Wir haben im Garten vier Fichten in einer Reihe stehen, die ungefähr sieben bis acht Meter hoch sind. Unser Nachbar möchte alle Äste, die in sein Grundstück hinein ragen, von unten bis zur Spitze abschneiden und eine Kappung der Wurzeln vornehmen. Ich bin gegen eine dermaßen drastische Einkürzung der Bäume.

Kann eine Fichte so einen radikalen Schnitt überleben? Wie weit darf ich eine Fichte schneiden, ohne sie zu gefährden? Darf ich die Äste und Wurzeln einkürzen? Ich möchte die Fichten unbedingt erhalten.

Leserfrage

Radikaler Schnitt schädigt die Fichten

Fichten treiben aus altem Holz so gut wie gar nicht mehr aus. Das heißt, die durch Entnahme von Ästen entstehenden Lücken bleiben Ihnen für immer und ewig. Auf Ihrer Seite dürfte es dann zwar nach wie vor grün aussehen. Ihr Nachbar aber schaut in totes Geäst. Ob ihn das glücklich macht, kann ich nicht sagen. Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass das Entfernen von Wurzeln dem Baum schadet. Zum einen werden Pilze an den gekappten Wurzeln anfangen, das geschädigte Holz abzubauen. Die Folge: Ausbreitung von Fäule am Stammfuß. Zum anderen wird eine Stammfußfäule die Standsicherheit der Bäume erheblich reduzieren. Und dies erhöht die Gefahr, dass die Bäume umstürzen.

Es ist schwer, vorherzusagen, ob und wann das eintritt. Dazu müsste man das Alter, die tatsächliche Höhe der Bäume und mögliche Vorschädigungen kennen. Unter Umständen kann es noch viele Jahre dauern, bis sich die Schäden manifestieren. Am Ende wird es schwierig, Ursache und Wirkung zu beweisen. Aber grundsätzlich werden solche radikalen Maßnahmen erhebliche Folgen für die Bäume haben.

Moral von der Geschicht’

Was nun können Sie tun? Fakt ist: Pflanzungen in Grenznähe sind ständig Anlass für (Gerichts-)Streitigkeiten. Meist ist das dann keine einfache Angelegenheit und eigentlich sind es immer Einzelentscheidungen. Grenzabstände müssen eingehalten und Verjährungsfristen beachtet werden. Einerseits müssen Sie die Äste entfernen, andererseits schädigt es die Bäume. Ein teures und langwieriges Streiten ist vorprogrammiert. Die Anwälte wird’s freuen.

Rat zur Zukunft der Fichten

Meine Empfehlung für Ihr weiteres Vorgehen in dieser Angelegenheit: Sparen Sie sich die Streitereien, auch wenn Sie den Nachbarn vielleicht nicht mögen und nicht gerne nachgeben möchten. Denken Sie lieber längerfristig. Folgende Faktoren sollten Sie aus meiner Sicht in Ihre Entscheidung zur Zukunft der Fichten mit einbeziehen:

Zwischen zwei Häusern stehen am Zaun große Fichten
Fichten als Grenzbepflanzung – Leserfoto

Fichten verkahlen längerfristig

Zum einen ist zu bedenken: Fichten haben den Drang, sehr hoch zu werden. Die unteren Astpartien verkahlen nach und nach. Die Folge: Irgendwann in naher Zukunft geben sie die Sicht zum Nachbarn frei. Wollen Sie das wirklich?

Zum anderen wird die Überprüfung der Standsicherheit mit den Jahren immer aufwändiger. Sie sind in der Haftung. Und wenn Sie durch Heckenschnitt versuchen, die Fichten klein zu halten, werden Sie auch nicht viel Freude daran haben. Denn Fichten eignen sich nicht als Hecke.

Als Grenzbepflanzung eher ungeeignet

Ich schlage daher vor, dass Sie sich mit dem Nachbarn vertragen. Kommen Sie ihm freundlich entgegen, indem Sie die Fichten entfernen, statt sie zu verstümmeln. Das eröffnet Ihnen die Gelegenheit, im Gegenzug eine geeignetere und attraktivere Anpflanzung für Ihre Grenze abzuringen. Es gibt viele andere und schönere Lösungen als Fichten. Nichts gegen Fichten, aber als Grenzpflanzung zu Nachbars Garten sind sie ungeeignet. Gärtner oder Baumpfleger beraten Sie sicherlich gerne!

Das Leben ist zu kurz, um sich mit Nachbarn zu streiten!

Der Autor: Johannes Bilharz

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