Im Herbst ist sie ein besonderer Hingucker: Die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) macht ihrem Namen dann alle Ehre und erstrahlt in einem prächtigen roten Blätterkleid. Schön, sturmfest und widerstandsfähig: Mit ihrer Fähigkeit, auch unter wechselhaften Bedingungen zu gedeihen, ist die Roteiche bestens gewappnet für die Herausforderungen des Klimawandels. Die Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung hat den robusten Baum mit den dekorativen Blättern daher zum Baum des Jahres 2025 gewählt.
Eine wichtige Aufgabe übernimmt die Roteiche zudem bei der Verhinderung von Waldbränden. Wie genau das funktioniert und weitere spannende Fakten rund um den Baum des Jahres 2025 erfahren Sie hier!
Roteiche: die Attraktive
Der Baum des Jahres 2025 ist auch als Amerikanische Spitzeiche bekannt. Er gehört zur Gattung der Eichen (Quercus) und zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Fun fact: Die Roteiche ist der offizielle Baum des US-Bundesstates New Jersey und herrlicher Blickfang im farbgewaltigen sogenannten „Indian Summer“.
Sie zeichnet sich besonders durch ihre hohe Wuchsleistung aus. Mit einer Höhe von bis zu 35 Metern und der ausladenden Krone besticht der attraktive Baum durch eine wahrhaft majestätische Anmutung und ist so eine Zierde für jeden Park und Garten. Wegen ihrer Toleranz gegenüber Rauch und Abgasen wird sie als Stadtbaum immer beliebter, ist aber eher für größere Gärten geeignet.
Verbreitung
Ursprünglich ist die Roteiche in den östlichen und zentralen Vereinigten Staaten sowie im benachbarten Südosten Kanadas beheimatet. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich dort von der Atlantikküste bis zum Rand der Prärien in den südlichen Appalachen.
In Europa findet man den Baum des Jahres 2025 im Westen, Zentraleuropa sowie in weiten Teilen Süd- und Osteuropas. In Belgien, den Niederlanden und Frankreich ist die Baumart besonders häufig anzutreffen, ebenso in der Schweiz. Mit 0,4 Prozent Anteil am Gesamt-Waldbestand stellt die Roteiche in Deutschland sogar flächenmäßig die bedeutendste eingeführte Baumart dar. Begonnen hat die Einführung hier Mitte des 18. Jahrhunderts und setzte sich fort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die jüngste Anbauperiode lag in den 1950er-Jahren.
Standortbedingungen
Grundwasserferne und sandüberlagerte Lehmböden bieten im Tiefland optimale Standortbedingungen für die Amerikanische Roteiche. Im Bergland gedeiht sie ebenso gut auf Lössboden und über Silikatgestein. Grundsätzlich wächst sie am besten an warmen Standorten ohne Spätfröste. Im europäischen Winter hält sie Minusgraden bis zu 14 Grad Celsius unter null stand.
An kühlen, staunassen oder extrem flachgründigen Standorten ebenso wie in Höhenlagen ist sie selten anzutreffen. So findet man sie im Harz bis maximal etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel, in der Schwäbischen Alb bis zu einer Höhe von etwa 600 Metern. Sehr saure, kalkreiche und zu trockene Standorte sind ebenfalls ungünstig.
Merkmale der Roteiche
Die Roteiche kommt als Großbaum vor. Die Bäume werden durchschnittlich etwa 20 bis 35 Meter hoch, vereinzelt auch bis zu 50 Meter. Es handelt sich um eine sehr schnellwüchsige Baumart. Auf guten Böden können jährliche Höhenzuwächse von etwa 80 Zentimetern sowie Trieblängen von bis zu zwei Metern erreicht werden. Die Krone ist rund und hoch gewölbt.
Gegenüber Stieleiche und Traubeneiche haben hundertjährige Exemplare einen Höhenvorsprung von etwa 15 Zentimetern. Einen Stammumfang von 50 Zentimetern erreichen Roteichen bereits im Alter von 95 Jahren im Gegensatz zu heimischen Eichenarten, die diesen Wert meist mit 100 Jahren aufweisen.
Blätter
Die wechselständigen Blätter der Amerikanischen Roteiche haben eine breite, ovale Form. Sie sind etwa 10 bis 25 Zentimeter lang, bis zu 10 Zentimeter breit und vorn zugespitzt. Ihre Lappung mit tiefen Buchten ähnelt der der heimischen Eichen. Die Oberseite zeigt eine kräftig hervortretende Mittelrippe.
Das Blatt ist zunächst gelb, dann im Sommer mattgrün bis dunkelgrün, die Unterseite etwas heller. Bis auf schwache Haarbüschel in den Nervenwinkeln sind die Blätter unbehaart. Auffällig ist die attraktive rote Herbstfärbung vor allem bei jüngeren Bäumen. Im Alter geht die Farbe in ein gedeckteres Braun über.
Blüten
Charakteristisch für die Roteiche sind die schlanken, hängenden Blütenbüschel. Sie werden auch Eichkätzchen genannt. Dabei handelt es sich um die männlichen Blüten. Die weiblichen Blüten sind sehr winzig und kommen entweder paarweise oder einzeln vor. Die Blütezeit ist im Mai.
Früchte
Ab einem Alter von etwa 25 Jahren beginnt die Roteiche damit, Samen auszubilden. Eine regelmäßige Fruktifikation erfolgt erst in einem Alter von ungefähr 50 Jahren. In Deutschland lassen sich etwa alle zwei bis drei Jahre gute Mastjahre beobachten. Die Fruchtreife erfolgt im September und Oktober.
Die Eicheln der Roteiche gehören zu den Nussfrüchten. Sie sind im Vergleich zu denen der heimischen Stieleiche größer und schwerer. Von diesen sind sie daher leicht zu unterscheiden, weil sie auch deutlich breiter und kompakter daherkommen. Sie wachsen einzeln oder als Paar. Die kurz gestielten Eicheln sind etwa 2 bis 3 Zentimeter lang und besonders gut am flachem Becher zu erkennen.
Rinde
Die Rinde der Amerikanischen Roteiche ist bei jungen Pflanzen lange Zeit glatt. Später entwickelt sie sich zu einer dünnschuppigen grauen Borke.
Wurzel
In ihrer Jugend ist die Roteiche ein Pfahlwurzeler. Mit zunehmendem Alter bildet sie schließlich ein tiefes, dicht verzweigtes Herzwurzelsystem aus.
Pflege und Schnitt
Pflanzen sollte man die Roteiche am besten im Herbst. Hierbei ist auf ausreichenden Abstand zu anderen Gehölzen und Hauswänden zu achten. Das Pflanzloch muss dabei so tief sein wie die Pfahlwurzel der jungen Pflanze. Diese darf beim Einsetzen keinesfalls geknickt werden.
Gegenüber Hitze und längeren Trockenperioden im Sommer ist der Baum des Jahres 2025 recht unempfindlich. Abgesehen von Auslichtungsschnitten benötigt der Baum keinen Schnitt. Es empfiehlt sich jedoch, im Herbst alte oder beschädigte Zweige und Totholz zu entfernen.
Standhaft bei Feuer
Die Amerikanische Roteiche ist ein recht robustes Gehölz, sehr widerstandsfähig und besonders sturmfest. Wind- oder Schneebruch sind daher äußerst selten. Auf Freiflächen drohen mitunter Schäden durch Spätfrost, die in der Regel aber gut kompensiert werden können. Ebenso wie Schäden aus Waldbränden.
In den ausgedehnten, auf sandigen Böden stehenden Kiefernwäldern Nordamerikas setzt man die Roteiche daher erfolgreich zur Minderung der Waldbrandgefahr ein. Man legt mit ihr Pflanzstreifen, sogenannte „Feuerriegel“ an. Ihr schwer entzündliches Laub schränkt die Ausbreitung eines Feuers über die Baumkronen hinweg bedeutend ein. Die ebenfalls schwer brennbare, dichte Roteichenlaubstreu verlangsamt zudem die Ausbreitung eines Bodenfeuers. Dies macht die Roteiche in Nordamerika besonders konkurrenzfähig gegenüber anderen Waldbaumarten.
Krankheiten und Schädlinge
Im Gegensatz zu heimischen Eichenarten ist die Roteiche weniger krankheits- und schädlingsanfällig. Vereinzelt kann Wurzelfraß durch Maikäferengerlinge auftreten. Regional bedingt besteht auf basenarmen Böden Gefahr durch den Pilz Zimtscheibe (Pezicula cinnamomea). Hier drohen Stammnekrosen und damit verbundene Wuchsstörungen. Auch von der Eichenwelke kann sie betroffen werden. Auf sehr kalkhaltigen und trockenen Böden besteht die Gefahr von Wurzelfäule, verursacht durch den Spindeligen Rübling (Gymnopus fusipes).
Hartes rotes Holz
Roteichenholz hat einen rötlichen Farbton. Mit einer Rohdichte von etwa 0,68 Gramm pro Kubik-Quadratzentimeter ist es relativ hart und schwer. Es eignet sich unter anderem zur Furnierherstellung. Die Eigenschaften ähneln denen der heimischen Eichenarten.
Das Holz lässt sich allerdings etwas schwieriger trocknen und neigt zur Rissbildung. Die natürliche Dauerhaftigkeit ist ebenfalls etwas geringer, lässt sich jedoch durch entsprechende Bearbeitung verlängern. Das Holz wird u.a. als Bau- und Konstruktionsholz verwendet, im Möbelbau sowie als Material für Fußböden, Terrassen und Außenfassaden.
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Ökologie
Die Roteiche ist ökologisch gut in naturnahe Waldökosysteme integrierbar. Hierzulande wächst sie oft in Mischungen mit Rotbuche, Winterlinde, Hainbuche, Fichte und Douglasie. Einige heimische Gliederfüßler haben sich mittlerweile auf die Roteiche spezialisiert. An manchen Standorten wurden an den Bäumen sogar mehr Arten als an Buchen beobachtet, darunter auch seltene wie der Hirschkäfer.
Kontrovers diskutiert wird aktuell noch über eine eventuelle Invasivität der Roteiche. In Polen und Tschechien beispielsweise wird sie als invasive Art geführt. Im Vergleich zur heimischen Buche weist sie jedoch eine geringere Schattentoleranz auf sowie eine erhöhte Verbissgefährdung durch Reh- und Rotwild, Hase und Kaninchen. Daher wird sie in Deutschland bisher als nicht invasiv eingestuft.
Baumkönigin 2025: Victoria Wolf
Somit hat die Baum des Jahres Stiftung mit der Amerikanischen Roteiche eine vielseitige und zukunftsfähige Art zum Baum des Jahres 2025 gewählt. Ein verdienter Titelgewinn! Gleichzeitig wurde die neue Deutsche Baumkönigin bestimmt. Victoria Wolf, derzeit Studentin der Forstwissenschaften, wird im Jahr 2025 im Einsatz für die Roteiche unterwegs sein, um bei verschiedenen Veranstaltungen die Aufmerksamkeit auf diese besondere Baumart zu lenken.
Neues Zepter für Baumkönigin
Gemeinsam mit dem Baum des Jahres wird von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung stets ein neuer Baumkönig beziehungsweise eine Königin ausgerufen. Wissenswert: Der Gehstock des jeweiligen Deutschen Baumkönigs beziehungsweise der Baumkönigin ist ein sicherer Hinweis auf den Baum des Jahres. Denn der aus Esche gefertigte Stock trägt eine austauschbare Kugel aus dem Holz des jeweiligen Jahresbaumes. Mit einem Gewinde versehen lässt diese sich auf den Stock aufschrauben. Sie wird jedes Jahr extra angefertigt. So ist der jeweilige Baumkönig mit einer wahrhaft präsentablen Insignie ausgestattet. Ab sofort schmückt eine Kugel aus dem Holz der Amerikanischen Roteiche den Gehstock der Regentin.
Steckbrief Amerikanische Roteiche (Spitzeiche)
(Quercus rubra)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae)
Gattung: Eichen (Quercus)
Standort: warm und sonnig
Wuchs: aufrecht mit geradem Stamm
Wuchsform: Großbaum; meist langstämmig; sommergrünes Laubgehölz
Wuchshöhe: 20 bis 35 Meter
Wuchsbreite: bis 8 Meter
Krone: rund, hochgewölbt
Blütezeit: Mai
Blüten: winzige weibliche Blüten; hängende männliche Blütenbüschel (Eichkätzchen)
Blatt: dunkelgrün; breit oval, 10 bis 25 Zentimeter lang; bis zu 10 cm breit; gelappt; wechselständig
Herbstfärbung: rot bis braun
Frucht: Nussfrucht; einfach oder als Paar; kurz gestielt mit flachem Becher; 2 bis 3 Zentimeter lang
Rinde: lange Zeit glatt; grau; im Alter dünnschuppige Borke
Wurzel: in der Jugend Pfahlwurzel, im Alter Herzwurzler
Boden: sandiger, gut durchlässiger Lehmboden; möglichst kalkarm
Winterhärte: bis minus 14 Grad Celsius
Durchschnittsalter: bis zu 500 Jahre
Robustheit: hitzeverträglich; wärmeliebend; stadtklimaverträglich; windfest
Vorkommen: Nordamerika; Kanada; West- und Zentraleuropa sowie in Teilen Süd- und Osteuropas
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