Kleine Insekten finden überall einen geeigneten Unterschlupf – oder? Nicht ganz: Die kleinen Tierchen brauchen mehr als nur ein Versteck. Sie brauchen Nistplätze und geschützte Orte, um unbeschadet durch den Winter zu kommen. Gerade im urbanen Umfeld sind die Strukturen rar und viele Insekten finden keine langfristige Bleibe. Ein Insektenhotel im Garten oder auf dem Balkon ist eine einfache und willkommene Nist- und Überwinterungshilfe. Aber auch in ländlichen Regionen, sowie auf Feld und Wiese sind Insektenhotels eine wichtige Anlaufstelle für Insekten.
Wer zieht ein ins Insektenhotel?
Wildbienen oder auch Hummeln, die im Gegensatz zu Honigbienen nicht in Staaten, sondern als Einzelgänger leben, sind häufige Gäste in Insektenhotels. Auch verschiedene Wespenarten, wie Schlupf-, Falten-, Grab- oder Wegwespen, Käfer, Florfliegen und Ohrwürmer nehmen das Angebot gerne an. Die meisten Bewohner leisten einen wichtigen Beitrag im Ökosystem. Zum Beispiel bekämpfen sie auf biologische Weise Schädlinge oder bestäuben Blüten. Gerade in Zeiten des Insektensterbens leisten Nisthilfen einen großen Beitrag zur lokalen Fauna.
Insektenhotel aufstellen – aber wann?
Die gute Nachricht: Es gibt nicht den einen perfekten Zeitpunkt, um ein Insektenhotel aufzustellen. Die Herberge wird ganzjährig gern von potenziellen Bewohnern angenommen. Im Sommer wird sie zur Aufzucht des Nachwuchses genutzt, gegen Ende des Jahres sind viele Insekten auf der Suche nach einem Unterschlupf für den Winter. Sollten Sie also spontan gerade jetzt ein neues Hotel in Ihrem Garten eröffnen wollen: Nur zu!
Jeder Gast hat eigene Bedürfnisse
Was muss ein Insektenhotel eigentlich haben, um attraktiv zu sein? Vor allem viele verschiedene Kammern oder Zimmer. Denn jeder Bewohner hat eigene Bedürfnisse und benötigt deshalb auch eine individuelle Einrichtung und Ausstattung. Achten Sie darauf, die einzelnen Kammern groß genug zu halten, damit die Tiere genug Platz haben, sich für den Winter einzurichten. Gerade die Florfliege bezieht am liebsten Räume ab zwanzig Zentimetern Breite.
Laufkäfer
Käferarten bevorzugen lockere Einrichtungen im Insektenhotel. Vor allem Holzspäne oder trockene Rindenmulch-Häcksel eigenen sich gut, brauchen aber ein Drahtgeflecht an der Vorderseite, damit die Füllung nicht herausfällt. Gerade Laufkäfer fressen viele Schnecken und Larven im Boden und helfen so fleißig beim Gärtnern mit.
Marienkäfer
Marienkäfer nutzen Insektenhotels eher als Unterschlupf und weniger als Überwinterung. Nachts suchen sie sich jedoch gerne geschützte Versteckt. Um ihnen den Aufenthalt angenehm zu machen, eigenen sich lose Rindenstücke oder ein mit loser Holzwolle gefülltes Zimmer. Auch ein paar Zapfen sind geeignet.
Ohrwürmer
Diese kleinen Allesfresser sind nützliche Schädlingsbekämpfer. Sie machen jedoch nicht bei Schädlingen halt, sondern lassen sich auch die Brut von Wildbienen schmecken. Das ist der Grund, warum Sie diesen Tierchen ein eigenes, kleines Haus, etwas abseits des Insektenhotels bieten sollten. Ein kleiner Blumentopf aus Ton, verkehrt herum an einen Ast gebunden und mit Holzwolle oder Stroh gefüllt, ist genau das Richtige.
Florfliegen
Florfliegen sind wahre Nützlinge im eigenen Garten. Sie fressen am liebsten Läuse aller Art. Die Florfliege mag besonders die Farben Rot und Braun. Achten Sie deshalb darauf, die für Florfliegen angebotenen Zimmer in diesen Farben anzustreichen. Gefüllt mit Holzwolle und durch schräg stehende, waagerechte Lamellen als Einflugschneisen geschützt, nehmen die Insekten gerne ein Zimmer als Überwinterungs- oder sogar ganzjähriges Versteck an.
Schmetterlinge
Schmetterlinge bevorzugen einen Holzkasten mit einem senkrechten, etwa fünf bis sieben Zentimeter hohen und ein bis zwei Zentimeter breiten Schlitz. Im Inneren sollten dünne Ästchen als Festhaltemöglichkeit angebracht sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schmetterling Einzug hält, ist jedoch recht gering. Nur sechs Arten überwintern überhaupt als ausgewachsener Schmetterling (Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Zitronenfalter, C-Falter, Trauermantel, Großer Fuchs). Ein reiches Angebot an Schmetterlings-Blumen rund um das Haus erhöht jedoch die Chancen und hilft auch anderen Tagfalter-Arten gut durchs Jahr.
Solitäre Bienen und Wespen
Höhlungen im Holz sind genau das Richtige für diese Kandidaten. Solitärwespen und Wildbienen wie Masken- oder Mauerbienen legen ihre Eier zum Beispiel in Niströhren ab. Holz- und Pelzbienen nutzen auch gerne Höhlungen in Ziegel oder Stein. Ob dünne Bambusröhren, gebohrte Löcher im Holz oder sogar Ziegelsteine, Hauptsache die Röhren haben eine Breite von vier bis acht Millimeter. Verwenden Sie gut getrocknetes Hartholz wie zum Beispiel Buche. Bienen nutzen das Hotel vor allem für ihre Nachzucht. Sie legen ihre Eier mit Pollen in den Löchern ab und versiegeln den Eingang. Erst im nächsten Frühjahr schlüpfen die jungen Bienen.
Insektenhotel braucht natürliche Umgebung
Ein Hotel ist nur so gut, wie die Umgebung, in der es steht. Das gilt besonders für Insektenhotels. Denn eine karge, blütenlose Umgebung zieht keine Insektengäste an. Gleichzeitig ist der limitierende Faktor für Insekten das Nahrungsangebot und weniger die Versteckmöglichkeiten. Bieten Sie Ihren Besuchern deshalb eine Blütenlandschaft über das ganze Jahr hinweg. Am besten stellen Sie Ihr Insektenhotel direkt an eine bunte Hecke, oder legen Sie eine Wildblumenwiese rundherum an. Das geht auch auf dem Balkon! Anstelle der üblichen Geranien säen Sie eine bunte Blumenmischung in Ihre Balkonkästen. Ebenso bieten Säulenobstbäume einen schmackhaften und platzsparenden Saisonstart für Insekten und liefern gleichzeitig Obst vom eigenen Balkon. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Frühstück auf dem Silbertablett
Ein Insektenhotel vereint die Brut vieler verschiedener Insekten auf engstem Raum. Für manche Räuber das gefundene Fressen! Gerade Ameisen lassen sich diese Leckerbissen selten entgehen und plündern ganze Hotels in wenigen Tagen. Achten Sie daher darauf, dass kein Ameisenhaufen in der näheren Umgebung des Hotels ist. Ameisen sind gute Kletterer. Stellen Sie ihr Hotel deshalb nicht direkt auf die Erde, sondern hängen Sie es auf. Schaukeln sollte das Haus jedoch nicht. Kleine Insektenhotels hängen Sie am besten in Augenhöhe an die Wand, große Hotels sollten zumindest Füße haben oder in einem Regal Platz finden, um vor Ameisen sicher zu sein.
Schutz vor Regen und Wind
Platzieren Sie Ihr Insektenhotel an einem wettergeschützten Standort mit viel Sonne. Wird das Insektenhotel als Kinderstube genutzt, ist Wärme ein entscheidender Faktor. Denn mit genug Sonne entwickeln sich Eier und Larven zu ausgewachsenen Insekten. Ist das Quartier ausreichend vor Wind und Regen geschützt, nehmen auch Insekten das Angebot an, die bei Regen ungern ausfliegen. Dazu zählen vor allem Wildbienen. Daher ist ein wasserfestes Dach mit einigen Zentimetern Überhang ideal geeignet. Ein geschützter Standort steigert zudem die Haltbarkeitsdauer des Insektenhauses.
Schritt-für-Schritt-Bauanleitung für ein Insektenhotel
Eine einfache Anleitung, wie Sie ein Insektenhotel selbst bauen, gibt es beim Bayerischen Fernsehen. Wichtige Hinweise für die passenden Nistmaterialien hat auch der LBV gesammelt.
Insektenhotel – Biologie hautnah
Egal für welche Art Insektenhotel Sie sich entscheiden, Sie werden es nicht bereuen. Oft nehmen die Tierchen das Hotel schon im ersten Jahr fleißig an. Es ist spannend zu beobachten, wie nach und nach mehr Röhren zugemauert, das Stroh in den Kammern zurechtgerückt und die Holzstückchen angeknabbert werden. Gerade für Naturbeobachter und Fotografen ein Hauptgewinn! Genießen Sie den Moment, wenn die ersten kleinen Wildbienen ihre Köpfe aus den Röhren stecken – und aus Ihrem Insektenhotel in ein neues Leben starten.
Quellen und weitere Ideen:
- NaBu: Fehler bei Wildbienenhotels vermeiden
- Ideen für sinnvolle Insektenhotels: fertige Insektenhotels
- LBV: Insektentränke in Trockenzeiten aufstellen
- Baumpflegeportal: Meliorationsbepflanzung – Baumscheiben bepflanzen
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